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Firmeninsolvenzen steigen in Deutschland um mehr als 20 Prozent – Prognose: Insolvenzen erreichen 2024 das Vor-Corona-Niveau
Im vergangenen Jahr meldeten in Deutschland 17.847 Unternehmen eine Insolvenz an. Damit stiegen die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 22,4 Prozent (2022: 14.578 Firmeninsolvenzen). So lauten die zentralen Ergebnisse der Analyse der Firmeninsolvenzen 2023 des Informationsdienstleisters CRIF.
Trotz des Anstiegs kann bezogen auf die bundesweiten Zahlen nicht von einer "Insolvenzwelle" gesprochen werden, auch wenn seit Juni 2023 durchgängig zweistellige Zuwachsraten im Vorjahresvergleich zu beobachten sind. Regional betrachtet, steigen die Fallzahlen mitunter alarmierend an, wie zum Beispiel in Bremen (plus 53,9 Prozent) oder Schleswig-Holstein (plus 34,2 Prozent).
Es handelt sich in Deutschland eher um eine Rückkehr zur Normalität im Insolvenzgeschehen, nachdem in den vergangenen Jahren umfangreiche Unterstützungsprogramme in Milliardenhöhe durchgeführt wurden. Der aktuelle Wert ist auch im Vergleich zu den Vorjahren niedrig. Der Durchschnitt seit 1999 beträgt knapp 26.200 Firmeninsolvenzen pro Jahr, wobei im bisherigen Rekordjahr 2003 die Zahl bei 39.320 lag.
Die Prognose für das Gesamtjahr 2024 liegt derzeit bei 19.800 Firmeninsolvenzen, was einem Plus von 11 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Damit erreichen die Firmeninsolvenzen im nächsten Jahr knapp das Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie (2017: 20.276; 2018: 19.552; 2019: 19.005).
„Das Jahr 2023 war für die Unternehmen geprägt von zahlreichen Herausforderungen, darunter vor allem hohe Energiekosten, Lieferkettenprobleme, geopolitische Unsicherheiten, gestiegene Kreditzinsen und die anhaltende Inflation. Die Konsumzurückhaltung der Verbraucher aufgrund erhöhter Kosten hat zudem zu einer Verringerung ihres verfügbaren Einkommens geführt, was sich wiederum negativ auf die Unternehmen auswirkt. Die resultierenden Kaufkraftverluste belasten die Firmen zusätzlich. Die finanzielle Lage vieler Unternehmen wird zudem negativ durch gestiegene Produktionskosten, höhere Personalausgaben und hohe Zinsen beeinflusst. In der Summe führt das Vorhandensein nicht nur einer, sondern mehrerer parallel verlaufender Krisen zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen. Der Großteil der Unternehmen ist weiterhin finanziell gut aufgestellt, auch wenn eine steigende Anzahl an Großinsolvenzen zu weiteren Insolvenzen führen kann. In einigen Fällen werden Dominoeffekte dafür sorgen, dass zahlungsunfähige Firmen zeitversetzt weitere Unternehmen mit in die Insolvenz ziehen“, sagt CRIF Deutschland Geschäftsführer Dr. Frank Schlein.
Bremen mit der höchsten Insolvenzquote
Die höchste Insolvenzdichte gab es 2023 mit 113 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen in Bremen. Der Bundesdurchschnitt lag bei 59 Pleiten je 10.000 Firmen. Über diesem Wert rangieren neben Bremen auch Berlin (100 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Hamburg (78), Nordrhein-Westfahlen (76), das Saarland (70), Schleswig-Holstein (64) und Hessen (60). Die wenigsten Firmenpleiten gab es im Jahr 2023 in Thüringen (38 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), Brandenburg (41), Bayern (44) und Baden-Württemberg (45).
Absolut gesehen meldeten die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (4.639), Bayern (2.492) und Baden-Württemberg (1.862) die meisten Firmeninsolvenzen.
Stärkster Anstieg in Bremen und Schleswig-Holstein
In allen 16 Bundesländern sind die Insolvenzzahlen im Vergleich zum Vorjahr angestiegen – am stärksten in Bremen mit einem Plus von 53,9 Prozent. Auch in Schleswig-Holstein (34,2 Prozent), Berlin (plus 31,2), Saarland (plus 29,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 28,1 Prozent) gab es deutlich mehr Firmeninsolvenzen. Geringer als im Bundesdurchschnitt (plus 22,4 Prozent) stiegen die Unternehmensinsolvenzen vor allem in Brandenburg (plus 1,1 Prozent), Thüringen (plus 6,3 Prozent) und Sachsen-Anhalt (plus 10,6 Prozent).
Starke Zuwächse in den Branchen Pflegeeinrichtungen, Call-Center, Gastronomie, Fitnessstudios und private Sicherheitsdienste
Besonders stark betroffen von einer Insolvenz war vor allem das Verarbeitende Gewerbe mit einem Zuwachs von 29,2 Prozent, gefolgt vom Handel mit einem Anstieg von 26,2 Prozent. Im Baugewerbe wurde ein Zuwachs von 20,9 Prozent verzeichnet. Das Dienstleistungsgewerbe verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von 22,9 Prozent.
Ein genauer Blick auf die verschiedenen Bereiche zeigt, dass insbesondere die folgenden Branchen in Bezug auf prozentuale Zuwächse von Insolvenzen betroffen waren: Pflegeeinrichtungen, Call-Center, Gastronomie, Fitnessstudios und private Sicherheitsdienste. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Bereiche Schifffahrt, Rechtsanwaltskanzleien ohne Notariat, Rechtsberatung, Elektrizitäts- und Energieversorgung im Vergleich zum Vorjahr signifikant weniger Insolvenzen.